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Vom Sinn oder Unsinn der Exzellenzinitiative

来源:经济观察网 作者:Michael Hartmann
2011年09月13日18:33

  Wird die Lehre durch die Exzellenzinitiative abgewertet und ihre Qualität in der Breite gefährdet? Prof. Michael Hartmanns kritische Sicht auf die Exzellenzinitiative und ihre Folgen für die deutsche Hochschullandschaft insgesamt.

  Vom Sinn oder Unsinn der Exzellenzinitiative

  Im Juni 2012 werden in der Exzellenzinitiative die letzten Gelder vergeben. Um die insgesamt 2,7 Mrd. Euro konkurrieren dann die 2011 in der Vorauswahl der dritten Runde erfolgreichen Neubewerber (7 Zukunftskonzepte, 27 Exzellenzcluster und 25 Graduiertenschulen) mit den Siegern der ersten beiden Runden 2006 und 2007 (9 Zukunftskonzepte, 37 Exzellenzcluster und 39 Graduiertenschulen). Deutschland nähert sich damit jenen Ländern an, die wie Frankreich und Großbritannien innerhalb oder die USA und Japan außerhalb Europas seit langen Jahrzehnten Elitehochschulen als zentrales Merkmal ihrer Hochschulsysteme kennen. Deutschlands Universitätslandschaft galt bislang im internationalen Vergleich, gerade im Unterschied zu diesen Ländern, als egalitär ausgerichtet. Das wird sich nun ändern.

  Von offizieller Seite wird der Wettbewerb immer wieder als bahnbrechend gefeiert. Er habe „Wissenschaftsgeschichte“ geschrieben, so Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Etwas weniger euphorisch wird zumeist, wie etwa vom DFG-Präsidenten und dem Vorsitzenden des Wissenschaftsrats, davon gesprochen, dass die Initiative zu einer „nicht erwartbaren Aufbruchstimmung in deutschen Wissenschaftssystem“ geführt habe. Soweit die offizielle Wettbewerbslyrik.

  Die Realität sieht weit weniger positiv aus. Von allgemeiner Aufbruchstimmung kann keine Rede sein. Dies belegt eindeutig eine 2010 durchgeführte repräsentative Befragung von über 1.700 deutschen Universitätsprofessoren und -professorinnen durch das von der DFG geförderte Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung. Fast 30 Prozent der Befragten halten die Initiative für überhaupt nicht geeignet, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken, über ein Viertel für eher ungeeignet, nur ca. 16 Prozent für eher geeignet und ganze sieben Prozent für sehr geeignet. Die kritischen Stimmen sind mehr als doppelt so stark wie die zustimmenden. Selbst bei den an erfolgreichen Anträgen beteiligten Professorinnen und Professoren überwiegen knapp die Kritiker. Einzig unter denen, deren Professuren aus Mitteln der Exzellenzinitiative finanziert werden, findet man eine Mehrheit von Befürwortern.

  Der Bedeutungsverlust der Lehre

  Dieses Meinungsbild spiegelt die reale Situation weitaus besser wider als die offiziellen Sonntagsreden; denn zwei Konsequenzen der Initiative sind schon heute unübersehbar. Erstens hat sie zu einer starken Hierarchisierung der deutschen Universitätslandschaft geführt. Dies gilt nicht nur in symbolischer Hinsicht – so sind die „Eliteuniversitäten“ als neue Topliga inzwischen allgemein bekannt –, sondern auch in materieller. Die in den beiden ersten Runden verteilten Gelder entfallen zu einem Drittel auf nur vier Universitäten, die beiden aus München sowie Aachen und Heidelberg, und zu fast zwei Dritteln auf die Top Ten. Das ist jeweils ein doppelt so hoher Anteil wie im DFG-Förderranking zu Beginn des Wettbewerbs und stellt eine enorme Konzentration der Mittel dar. Dazu kommt, dass die in immer mehr Bundesländern gängige Praxis, die Hochschulgelder nach Leistungskriterien zu vergeben, die Sieger der Exzellenzinitiative noch einmal begünstigt. Eines der entscheidenden Kriterien sind dabei stets die eingeworbenen Drittmittel. Wer im Wettbewerb auf Bundesebene gut abschneidet, wird auf Landesebene durch einen höheren Anteil an den Landesmitteln noch einmal belohnt.

  Die zweite heute schon erkennbare Folge der Exzellenzinitiative besteht in der weiteren Abwertung der Lehre. Geld und Ansehen winken nur dem, der in der Forschung erfolgreich ist – das die logische Schlussfolgerung aus der Initiative. Sie gilt für die Hochschulen als ganze, aber auch für die einzelnen Professorinnen und Professoren. Diejenigen unter ihnen, die an erfolgreichen Exzellenzclustern beteiligt sind, verlangen in der Regel eine spürbare Reduzierung ihrer Lehrbelastung. Im Durchschnitt haben sie bislang eine Halbierung durchsetzen können. Alle offiziellen Beteuerungen, dass gute Forschung und gute Lehre untrennbar zusammengehören, entpuppen sich in dieser Hinsicht als hohle Phrasen. Was auf Dauer von der Exzellenzinitiative zu erwarten ist, lässt sich aus den beiden genannten Folgen klar ableiten. Es wird zu einer eindeutigen Aufspaltung der deutschen Hochschullandschaft in Forschungsuniversitäten und in Lehrhochschulen kommen. Zur ersten Gruppe werden die Gewinner der Exzellenzinitiative zählen, insgesamt nicht mehr als 30 Universitäten, zur zweiten alle anderen, d.h. auch die große Mehrzahl der Universitäten.

  Die Qualität in der Breite ist gefährdet

  Ob man auf diesem Weg - wie versprochen - die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit in Deutschland steigern kann, ist mehr als zweifelhaft. Dem Leistungszuwachs bei der Minderheit der Gewinner steht nämlich ein Leistungsverlust bei der großen Mehrheit der Verlierer gegenüber. Die traditionell hohe Qualität in der Breite dürfte so auf Dauer verloren gehen. Sie sicherte der deutschen Wissenschaft, nimmt man die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie vor allem die Max-Planck-Institute dazu, in den vergangenen Jahrzehnten international fast durchweg den zweiten Platz nach den USA. Ohne diese Breite wird die Basis der Spitzenforschung Stück für Stück ausgedünnt. Welche Konsequenzen das hat, zeigen die USA. Das dortige Hochschulsystem ist mangels Qualität in der Breite nicht in der Lage, den erforderlichen Nachwuchs für die Spitzenuniversitäten wie Harvard auszubilden. Letztere müssen ca. die Hälfte ihrer Wissenschaftler aus dem Ausland einkaufen, vor allem aus China und Deutschland. Diesen Weg können die deutschen „Eliteuniversitäten“ nicht gehen, weil sie nicht über vergleichbar hohe finanzielle Ressourcen verfügen. Sie bleiben viel stärker auf den Nachwuchs aus dem eigenen Land angewiesen. Fehlt er, wird das langfristig auch für sie negative Folgen haben, ganz sicher aber für den Wissenschaftsstandort Deutschland insgesamt.

  Ob Eliteuniversitäten dem wissenschaftlichen Fortschritt nützen, ist auch beim Blick auf andere Länder als die USA fraglich. So zeigt z.B. das französische Beispiel, dass die Existenz solcher Eliteeinrichtungen nicht unbedingt mit wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit verknüpft sein muss. Das einzige, was Eliteuniversitäten stets auszeichnet, ist ihre Funktion als Reproduktionsinstanz der nationalen Eliten, nicht ihre wissenschaftliche Exzellenz. Auch in Deutschland wird man das in ein, zwei Jahrzehnten beobachten können.

  Michael Hartmann, Jahrgang 1952, ist Professor für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Er studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Eliten-, Management- und Hochschulforschung im internationalen Vergleich. Zu seinen aktuellsten Buchveröffentlichungen zählen Der Mythos von den Leistungseliten (2002), Elitesoziologie (2004), Sociology of Elites (London 2006) sowie Eliten und Macht in Europa (2007). Für seine Arbeit erhielt er verschiedene Preise.

  Text: Prof. Dr. Michael Hartmann,

  September 2011

(责任编辑:UN848)
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