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Mehr Autonomie wagen

来源:经济观察网 作者:Bernhard Eitel
2011年09月13日18:24

  Professor Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, spricht sich für eine Aufgabenteilung unter deutschen Universitäten aus – und unterstreicht dabei auch die Notwendigkeit von Eliteuniversitäten.

  Mehr Autonomie wagen – Profilbildung und Differenzierung als Grundlage für Exzellenz

  Die Universität Heidelberg ist eine Volluniversität mit einem seit dem Mittelalter gewachsenen, nahezu vollständigen Fächerspektrum einer deutschen Universität. Hauptziel ist, sich als eine der Top-Universitäten in Europa mit einem Schwerpunkt in der forschungsbezogenen Lehre dauerhaft in der Spitzengruppe der World Class Universities zu etablieren.

  Das zweite wichtige Ziel ist, als „klassische Universität“ zu bestehen und die Vielfalt der angebotenen Fächer auch künftig zu bewahren. Das ist keine ideologische, sondern eine ganz praktische Position. Einer der größten Vorteile der Universität Heidelberg liegt in ihren unterschiedlichen Wissensbeständen auf höchstem Niveau in verschiedenen wissenschaftlichen Feldern. Diese mannigfaltigen Wissensbestände können mit Blick auf neue Forschungsfragen rasch kombiniert werden.

  Die Universität Heidelberg kann die geforderte Internationalisierung deutscher Hochschulen und auch die Qualität einer Marke im Ausland bereits vorweisen. Ebenso kann auf bereits international sichtbar entwickelte Forschungsschwerpunkte aufgebaut werden, die vielfach quer zu den klassischen Disziplinen liegen und deren Grenzen überschreiten. Ein wesentliches Element der Wettbewerbsvorteile der Universität Heidelberg sind darüber hinaus die vielfältigen Möglichkeiten zur Vernetzung mit außeruniversitären Einrichtungen. Dies ist eine Besonderheit des Standorts: Heidelberg ist eine relativ kleine Stadt mit kurzen Distanzen und gleichzeitig einer großen Zahl von außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

  Diese Allianzen am Wissenschaftsstandort sind nicht nur relevant für die Forschung, sondern auch für die Lehre. Die Universität hat in den letzten Jahren zum Beispiel mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und den Max-Planck-Instituten Brücken-Professuren eingerichtet, die von mehreren Einrichtungen getragen werden. Diese neuen Ressourcen dienen neben der Vernetzung in der Forschung und der Bindung exzellenter Forscherpersönlichkeiten ebenso der Entwicklung neuer Studienprogramme und Graduiertenkollegs. Auch hier wird also der Ansatz der Verknüpfung zwischen den Kompetenzen der Universität und ihrem Umfeld erkennbar.

  Die Universität Heidelberg ist bemüht, Organisationsformen zu entwickeln, die ihr eine Chance auf autonomes Handeln eröffnen, denn die aufgezeigten Potenziale kann man nur dann erfolgreich nutzen, wenn man eigene Strategien entwickeln und auch umsetzen kann. Dafür muss man einen Zugewinn an Autonomie von der Politik einfordern und hochschulspezifische Gestaltungsräume nutzen.

  Nicht selten fühlt sich die Politik aufgerufen, die Frage nach den Aufgaben und Leistungen von Hochschulen zu beantworten. Dabei stehen oft strukturpolitische Überlegungen der Länder im Vordergrund, zum Beispiel bei der Gründung von Universitäten, Fachhochschulen oder Dualer Hochschulen im ländlichen oder strukturschwachen Raum. Häufig beeinflussen auch finanzpolitische Überlegungen die Hochschulentwicklung, bzw. erfolgen über bestimmte Fördermaßnahmen „regulierende“ Eingriffe ins Hochschulwesen. Dabei wird gern die Ausdifferenzierung der Hochschulen übersehen, nicht nur jene zwischen den Hochschularten, sondern auch jene innerhalb einer bestimmten Gruppe wie der der Universitäten. Es ist ein grundlegender Fehler vieler hochschulpolitischer Maßnahmen, diese Realitäten weitgehend zu ignorieren und sich nicht klar und eindeutig zu einer arbeitsteiligen Hochschullandschaft in Deutschland zu bekennen.

  Betrachten wir die von den Ländern finanzierten Universitäten, so bilden sie mit den bundesfinanzierten Forschungseinrichtungen das Rückgrat der Forschung in Deutschland und haben zusätzlich die Heranbildung akademischen Nachwuchses als Kernaufgabe. Seit Mitte der 1990er Jahre und verstärkt durch die deutsche Exzellenzinitiative wurden gravierende Leistungsunterschiede deutlich. Nur etwas mehr als ein Drittel aller Universitäten war im Exzellenzwettbewerb erfolgreich. Das weist darauf hin, dass nur diese über Forschungsqualitäten verfügen, die international wettbewerbsfähig sind. Dies schließt nicht aus, dass auch an den anderen universitären Einrichtungen Forscherpersönlichkeiten arbeiten, die herausragende Leistungen erbringen. Derzeit sind aber die Institute, an denen sie wirken, international kaum sichtbar. Diese Wahrheit mag unbequem sein, macht aber den Blick frei für die inzwischen immer stärker sichtbar werdende Arbeitsteilung.

  Etwa 10 bis 20 Universitäten der Spitzengruppe verfügen über die Wissenschaftler, die Infrastruktur, das Umfeld und die internationalen Netzwerke, die notwendig sind, um Grundlagenforschung und forschungsorientierte Lehre auf hohem und höchstem Niveau zu betreiben. Dazu benötigen sie akademische Freiheit und weitgehende Deregulierung, langfristige Planungssicherheit, und die besten Studierenden, die sie selbst auswählen. Erforderlich sind vernünftige Betreuungsrelationen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs methodisch und inhaltlich auf Führungsaufgaben oder auf wissenschaftliche Tätigkeiten hin zu bilden und um Eigeninitiative und Kreativität ebenso wie ein Bewusstsein für ethische Grundlagen und Pflichten, die aus seiner Tätigkeit entspringen, zu entwickeln. Hier geht es nicht primär um Ausbildung, sondern um Bildung und Heranbildung zu wissenschaftlichem Arbeiten an Fragen, deren Lösung und Risiken unsere Zukunft bestimmen werden.

  Es ist diese kleine Gruppe von Universitäten, deren Mitglieder in engem Schulterschluss mit denen der außeruniversitären und internationalen Forschungseinrichtungen an den großen Problemen der Menschheit arbeiten. Auf diese Ziele hin sind universitäre Forschung und Lehre wissenschaftsorientiert auszurichten. Die Aufgabe dieser Gruppe von Universitäten ist es, die Zukunft vorzudenken, Grundlagen zu erkunden, Lösungen zu entwickeln und Beiträge zu leisten, die den gesellschaftlichen Akteuren die nötigen Entscheidungshilfen geben. Studierende, auch bereits solche im Bachelor-Studium, sollten sich bewusst sein, dass diese Universitäten zu wissenschaftlichem Arbeiten, zu weiterführendem Studium befähigen, mit Auslandsaufenthalten, Konferenzteilnahmen, mit einer eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit als Qualifikation zur Promotion. Dies braucht Zeit und akademische Freiheit, also wiederum einen langen Atem und Planungssicherheit.

  Der deutschen Bildungspolitik fehlt es nicht an Zielen, aber es fehlt zu oft am Verständnis für eine Aufgabenteilung in unserem Bildungswesen bzw. an der Offenheit, sich dazu zu bekennen. Die Diskussion darüber muss mutig geführt werden, dann wird deutlich, wer was warum am besten leisten kann und wer wie viele Mittel dafür braucht und auch erhält.

  Prof. Dr. rer. nat. Bernhard Eitel, Jahrgang 1959, studierte Geographie und Germanistik an der Universität Karlsruhe und wurde 1989 an der Universität Stuttgart promoviert. 1995 folgte er einem Ruf an die Universität Passau. Seit 2001 hat er den Lehrstuhl für Physische Geographie an der Universität Heidelberg inne, zu deren Rektor er 2007 gewählt wurde.

  Text: Prof. Dr. Bernhard Eitel

  Rektor der Universität Heidelberg

  September 2011

(责任编辑:UN848)
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