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Quo vadis, Alma Mater?

来源:经济观察网 作者:Zhang Ming
2011年09月13日18:01

  Die heutige chinesische Hochschule dient weder der Bildung des Individuums noch den Zielen des Staates sondern orientiert sich alleine an kommerziellen Interessen, meint der Professor für Politikwissenschaften an der People’s University of China, Zhang Ming (张鸣).

  Quo vadis, Alma Mater?

  Als im europäischen Hochmittelalter die ersten Universitäten aufkamen, waren diese lediglich Ableger der Priesterseminare. Während Europa an der Schwelle zur Moderne stand, säkularisierten die Humboldtschen Bildungsreformen nicht nur die Universitäten, sondern bereiteten auch den Boden für ihre Professionalisierung. Obwohl die Universität zu dieser Zeit den Akzent weiterhin auf die Charakterbildung und die Vervollkommnung der Seele legte, musste sie sich – einmal vom heiligen Sockel gestürzt – wohl oder übel in die Gesellschaft integrieren und sich den gesellschaftlichen Bedürfnissen anpassen. Über lange Zeit waren in den Universitäten der Humanismus und die Naturwissenschaften zuhause und die Studienfächer waren in keiner Weise an den Berufssparten der Gesellschaft ausgerichtet. Nichtsdestotrotz fanden die Absolventen der Geistes- und Naturwissenschaftskollege irgendwann ihren Weg in die Gesellschaft und in einen Beruf. Zwar gab es auch Absolventen, die ihrem „Fach“ treu blieben, doch immer mehr von ihnen übten eine Profession aus, die mit ihrer Fachrichtung kaum mehr etwas zu tun hatte. Was die Studierten von der Universität mitbrachten, waren lediglich Bildung und Kultiviertheit.

  Im Lauf der weltweiten Modernisierungsprozesse konnte die Universität als reine Basis für Charakterbildung und Kultiviertheit den Anforderungen der Gesellschaft natürlich bei Weitem nicht mehr gerecht werden. Über die grundlegende humanistische und naturwissenschaftliche Bildung hinaus mussten spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. Mit dem Siegeszug der technischen, ökonomischen, agrarwissenschaftlichen, medizinischen und juristischen Fächer veränderten die Universitäten allmählich ihr Gesicht und erinnerten mehr und mehr an Berufshochschulen. Die Studienfächer wurden immer spezifischer und die Anforderungen an Fachwissen und Berufsfertigkeiten immer höher. Am Weitesten gingen hierbei die sozialistischen Länder. Hier verwandelten sich die Universitäten grundsätzlich in spezialisierte Hochschulen sowjetischen Stils. Begleitet von einer politisch-ideologischen Schulung wurden die Studierenden über die enge Schleuse eines Fachstudiums im Nu zu Technikern innerhalb eines Spezialgebiets ausgebildet. Sie waren wie die Zahnräder und Schrauben einer riesigen Maschine.

  Zweifelsohne kam es im Reich des sowjetischen Hochschulwesens in der universitären Berufsbildung zu einer Entfremdung, die Ausbildung des Menschen verkam zur Produktion von Einzelteilen für die Staatsmaschinerie. Hier verlief die Scheidelinie zwischen der „Universität sowjetischen Stils“ und der „Universität amerikanischen Stils“, oder, um es schöner zu formulieren, hier lag der Unterschied zwischen der Ausbildung von Spezialisten einerseits und Universalisten andererseits. Ihrem Wesen nach war erstere auf den Staat ausgerichtet und letztere auf das Individuum, was die Andersartigkeit der politischen und gesellschaftlichen Systeme widerspiegelt. Nun ist aber eine am Menschen orientierte Ausbildung langfristig gesehen auch im Interesse des Staates. Dass die Sowjetunion im Kalten Krieg den Wettkampf gegen die USA verlor, war de facto auch eine Niederlage des sowjetischen Bildungssystems.

  In unserer heutigen Welt hat die Ideologie ausgedient. Der gern zitierte Antagonismus zwischen China und dem von den USA angeführten Westen ist, abgesehen von einigen fragmentarischen ideologischen Überresten, in Wirklichkeit ein Kampf um Interessen. Wägt man die Bedürfnisse des Staates ab, so sollte sich die chinesische Hochschulreform nun an der amerikanischen Bildung orientieren. Allerdings ist diesen Reformen in China aufgrund der sogenannten ideologischen Bedenken, die ihren Ausgang in den unterschiedlichen Fraktionsinteressen haben, auf halber Strecke die Luft ausgegangen. Es wurden lediglich Äußerlichkeiten übernommen. Unter dem Regime einer bürokratischen Politik haben die chinesischen Universitäten nicht nur das Ziel aus den Augen verloren, den Menschen zu kultivieren, auch der Staat als Ziel ist nicht mehr klar erkennbar. Während das Hochschulwesen mit hohem Tempo expandiert, sinkt das Niveau der Studierenden rasant, und selbst manche „forschungsorientierte“ Spitzenuniversität ist davon nicht ausgenommen. Einige Universitäten richten ihr Curriculum komplett am Markt aus. Was dort gerade en vogue ist, wird kurzerhand auch als Studienfach angeboten. Manchmal sind Studienfächer oder Fachrichtungen fast direkt von den Berufsbildern des Marktes oder der Behörden abgeleitet, man denke dabei an Marketing oder Arbeits- und Personalwesen sowie an das „Disziplinar-Controlling“ oder „Stadtverwaltung“. Allerdings können die jungen Leute, die heute von den Universitäten kommen, weder mit charakterlicher Bildung noch mit Fachkenntnissen aufwarten. „Nach oben reichen sie nicht an den Himmel und nach unten nicht an die Erde“, besagt eine chinesische Redensart, sie hängen irgendwo dazwischen und sind zu nichts zu gebrauchen.

  Die Zielsetzung der Universitäten liegt fraglos in der Bildung des Menschen. Wer von der Universität kommt, sollte eigentlich ein voll entfalteter Mensch mit persönlicher Reife sein. Dieser Mensch muss sich natürlich auch an die Gesellschaft und den Markt anpassen. Er muss eine Arbeit finden, die ihm zusagt, und einen Weg, der seiner eigenen Entwicklung entgegenkommt. Deshalb sollten die Universitäten ganz gewiss auch berufsbezogene Inhalte haben, denn die klassischen Kollegen der Geistes- und Naturwissenschaften haben gewiss nicht den Zulauf wie Medizin, Juristerei, Ingenieurs- oder Wirtschaftswissenschaften. Doch andererseits sind die Universitäten auch keine Berufshochschulen und sollten nicht die technische Ausbildung zum Hauptinhalt haben. Die beruflichen Anteile an den Universitäten sind lediglich dazu da, den Studierenden ein Fundament für den zukünftigen Berufseinstieg zu geben. Sie sollen ihnen eine bessere Ausgangsbasis verschaffen, ihnen die Fähigkeit vermitteln, Probleme wissenschaftlich anzugehen, und das Rüstzeug zur Teamarbeit an die Hand geben. In vielen Fällen studiert man ein Fach nicht, weil man ihm später unbedingt beruflich nachgehen will, sondern lediglich aus Vorliebe für ein bestimmtes Wissensgebiet oder eine Lehre. Deshalb sollten sich alle Universitäten, die sich der rein technischen Ausbildung widmen, wieder da positionieren, wo sie hingehören und zu technischen Schulen oder Hochschulen werden. Jene Universitäten, die mit der technischen Ausbildung überfordert sind, sollten ganz das Feld räumen. Jene Universitäten, die sich als „forschungsorientiert“ bezeichnen, aber nicht einmal Bachelorstudenten ordentlich ausbilden, sollten wieder einen Schritt zurückgehen, ihre Zulassungen als Master- und Promotionsstellen zurückgeben und stattdessen solide Junior Colleges und Bachelorstudiengänge anbieten.

  Die chinesische Alma Mater ist dabei, sich in ihrem rasanten Entwicklungstempo selbst zu verlieren. Die Hochschule sowjetischen Stils wurde aufgegeben, aber nicht durch eine Universität amerikanischen Stils ersetzt. Die chinesische Universität ist zu einem Ort lobbyistischen Gewinnstrebens geworden, zu einem Ort des Geschäfts mit der Bildung innerhalb eines staatlichen Monopolmarkts. Derartige Universitäten verdienen diesen Namen nicht und stellen auch sonst nichts dar. Will man ihnen unbedingt einen Namen geben, so scheint hier nur ein eine Bezeichnung angemessen: Sie sind eine Plage.

  Text: Prof. Dr. Zhang Ming (张鸣)

  Professor für Politikwissenschaften an der People’s University of China, Autor mehrerer Bücher u.a Im Jahr der Xinhai-Revolution – China auf der Kippe, Wenn Warlords vom Regieren träumen, 80 Jahre ländliche Gesinnung und Dörfliche Machtverhältnisse und Kulturstrukturen im Wandel

  Übersetzung: Julia Buddeberg

  September 2011

(责任编辑:UN848)
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